Das intelligente T-Shirt

21. Juni 2021

Interview mit den Geschwistern Maria und Marius Neugschwendner, Mitgründer von Axon
Maria Neugschwendner
Maria Neugschwendner
Marius Neugschwendner
Marius Neugschwendner

Um was geht es bei eurem Start-Up genau? 

Unsere Vision ist es, jedem Menschen die Chance auf einen gesunden Rücken zu geben und ein Leben ohne Rückenschmerzen zu ermöglichen. Allein in Deutschland leiden 33 Millionen Menschen an Rückenschmerzen, die meisten davon an sogenannten unspezifischen Rückenschmerzen, also Rückenschmerzen, deren Ursache nicht klar nachvollziehbar ist. Die Diagnostizierung der Ursachen dieser Schmerzen ist unter anderem deshalb so schwierig, da es bisher keine langfristige, portable Messmethode gibt. Um unsere Vision zu realisieren, entwickeln wir ein intelligentes T-Shirt, welches es ermöglicht, mit Hilfe gedruckter Elektroden, Live- und Langzeitdaten bei Betroffenen zu erheben. Durch die Analyse dieser Daten können dann Rückschlüsse über die Ursachen der Rückenschmerzen gewonnen werden und diese können, zum Beispiel durch gezielte Rückenübungen, individuell behandelt werden. 

Seid Ihr alle Studenten? Und habt Ihr den Entschluss während eurem Studium gefasst, ein Start-Up zu gründen?  

Ja, außer unserem Designer, der sein Studium abgebrochen hat und sich selbstständig gemacht hat, sind wir alle Studenten. Wir Anderen studieren Druck- und Medientechnik, Physik und Elektrotechnik, wir sind also breit aufgestellt. 

Wie sind die Idee und das Konzept für euer Projekt entstanden?  

Im ersten Lockdown sind wir zusammengesessen und mussten ein Projekt für die Hochschule machen. Maria hatte damals Rückenschmerzen und uns kam die Idee, für das Projekt Sensoren zu bauen, mit deren Hilfe wir die Rückenschmerzen lokalisieren und messen könnten. Nach und nach bauten wir unser Konzept aus und kamen auf die Idee, mit Sensoren ausgestattete T-Shirts zu entwickeln. Diese Idee begeisterte uns alle, und als wir merkten, dass es den Rahmen unseres Hochschul-Projektes sprengen würde, entschlossen wir uns, ein Start-Up zu gründen. 

Die Unterstützung von der HM: Nutzung der Drucklabore und immer ein offenes Ohr.

Wie war es in der Anfangsphase mit der Förderung? Wie hat euch die HM unterstützt? 

In der Anfangsphase wurden wir vor allem vom SCE unterstützt. Wir haben ein Ideenkonzept eingereicht und nach unserem ersten Pitch fiel die Entscheidung, dass wir Förderungen erhalten würden. Das SCE hat uns Büros gestellt und wir durften an Seminaren, Präsentationen und regelmäßigen Gründer-Treffen teilnehmen. Vor allem die regelmäßigen Treffen und Präsentationen haben uns motiviert, an unserer Idee dranzubleiben, was besonders in der Anfangsphase sehr wichtig war.  

Eine tolle Unterstützung von der HM war, dass wir die Drucklabore nutzen und hier an unseren Prototypen arbeiten konnten. Außerdem sind wir sehr dankbar für die tolle Unterstützung von Herrn Prof. Dr. Moosheimer, der uns mit Rat und Tat zur Seite stand und immer ein offenes Ohr für unsere Fragen hatte. 

Was war die wichtigste Starthilfe oder Unterstützung für euch?  

Ganz ehrlich: Geld. Ohne finanzielle Förderung hätten wir unser Projekt auf keinen Fall soweit realisieren können. Finanzielle Mittel sind bei der Produktentwicklung und der Unternehmensgründung einfach enorm wichtig.  

Wie war die Arbeit im Drucklabor? Wie liefen die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern und die Arbeit mit den Maschinen? 

Corona-bedingt gestaltete sich das Ganze aufgrund der Kontaktbeschränkungen etc. leider teilweise etwas schwierig, da nicht so viele Personen auf einmal in das Drucklabor durften. Herr Prof. Dr. Moosheimer hat für uns die Drucke im Labor gemacht und wir waren via Live-Schaltung zugeschaltet, so dass wir sozusagen digital an den Druckprozessen teilgenommen haben.  

Was würdet ihr in der Gründungsphase rückblickend anders machen? 

Wir wären rückblickend erst später zum SCE gegangen, da der Fokus beim SCE stark auf dem Business-Aspekt lag, was für uns damals noch nicht wirklich interessant war. Wir waren noch am Anfang der Entwicklungsphase und hätten zu diesem Zeitpunkt eher technische Förderungen gebraucht. Im Idealfall sollte man, wenn man zum SCE geht schon einen Prototyp haben oder zumindest in der Entwicklung seines Produktes weiter fortgeschritten sein, als wir es waren. 

Jetzt sind wir mit unserem Produkt jedoch soweit, dass wir genau diese Informationen brauchen und dankbar für die Unterstützung des SCE sind. 

„Wir können uns nichts vorstellen, was wir im Moment lieber machen würden!“ 

Axon

Gab es Momente, in denen Ihr aufgeben wolltet? 

Es gab Momente, in denen es schwierig war – Rückschläge, auch durch Corona bedingt, unter denen die Motivation streckenweise gelitten hat. Aber Aufgeben wollten wir zu keinem Zeitpunkt, nein. Die Arbeit an unserem Produkt macht so viel Spaß, dass wir uns nichts vorstellen können, was wir im Moment lieber machen würden, deshalb kam Aufgeben niemals wirklich in Frage. Auch wenn es natürlich oft stressig ist. 

Hättet Ihr einen Tipp für Leute, die überlegen, selbst zu gründen?  

Macht es einfach! Wenn man eine gute Idee und die Möglichkeit auf eine Förderung hat, wieso nicht? Start-Up-Förderprogramme sind hierbei eine tolle Hilfe und nehmen auch etwas Druck aus der ganzen Sache.  

Wer weiß, wann sich diese Möglichkeiten wieder bieten, und wenn es nicht klappt, ist das auch kein Problem, man kann jederzeit wieder zurück auf den „normalen Weg“. Wir können euch wirklich nur ans Herz legen, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen, es gibt nichts zu verlieren und ihr werdet toll unterstützt!